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Diagnosesysteme

In den meisten Gesundheitssystemen werden Erkrankungen und Störungen mithilfe von Klassifikationssystemen sortiert. In diesen Systemen erhält jede Erkrankung eine Ziffer oder Nummer. So können Fachleute sich mit wenigen Worten über Diagnosen austauschen. Die Ziffern werden auch genutzt, um die Abrechnung der Kosten über die Krankenkassen abzusichern.

In Deutschland wird das Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das sogenannte ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) genutzt. Wenn eine Autismus-Spektrum-Störung in Deutschland festgestellt wird, vergeben die Fachleute eine Ziffer aus dem ICD. 

In der internationalen Forschung wird häufig außerdem das Klassifikationssystem der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft, das sogenannte DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) genutzt. 

Diagnosekriterien für Autismus 

 
DSM-5

Im DSM-5 werden die zuvor üblichen Kategorien Frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom, Desintegrative Störung sowie Atypischer Autismus unter dem Begriff der Autismus-Spektrum-Störung zusammengefasst. Sie gehören in die Kategorie neuronalen Entwicklungsstörungen (neurodevelopmental disorders).

Die diagnostischen Kriterien für die Autismus-Spektrum-Störung nach DSM-5 sind sinngemäß die folgenden:

A) Defizite im Bereich der sozialen Kommunikation und Interaktion, alle drei der nachfolgenden Symptome:

a) Defizite in der nonverbalen und verbalen Kommunikation

b) Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit

c) Unfähigkeit, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen und in einer für das geistige Alter angemessenen Art und Weise aufrecht zu erhalten

B) Begrenzte, repetitive Verhaltensweisen, Interessen und Aktivitäten, mindestens zwei der nachfolgenden Symptome:

a) Stereotype motorische oder verbale Verhaltensweisen oder ungewöhnliche sensorische Interessen;

b) Exzessives Festhalten an Routinen oder ritualisierte Verhaltensweisen;

c) Restriktive, intensive Interessen;

d) Hyper- oder Hyporeaktivität auf sensorische Reize oder ungewöhnliches Interesse an Umweltreizen

C) Die Symptome bestehen seit frühester Kindheit. In einigen Fällen können die Symptome erst dann deutlich werden, wenn die sozialen Anforderungen steigen. Wenn jedoch Berichte über gute soziale und kommunikative Fertigkeiten in der Kindheit vorliegen, schließt dies die Diagnose Autismus aus.

D) Die Symptome führen zu einem bedeutsamen Leiden oder Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen.

E) Die Symptomatik ist nicht durch eine andere Störung erklärbar.

 

DSM-5 online

 
ICD-11 bzw. ICD-10

Aktuell wird in Deutschland noch nach dem ICD-10 kodiert. Die entsprechenden Kriterien finden Sie hier.

In der neuen Version ICD-11 wird der Begriff Autismus-Spektrum-Störung sowie die Einordnung als neuronale Entwicklungsstörung vom DSM-5 übernommen.

Das ICD-11 nennt als Hauptkriterium persistierende Defizite in der Fähigkeit, soziale wechselseitige Kommunikation und Interaktion herzustellen und aufrechtzuerhalten. Zusätzlich müssen restriktive, repetitive und unflexible Verhaltensweisen, Interessen oder Aktivitäten vorliegen, die eindeutig untypisch oder exzessiv für das Alter oder den soziokulturellen Hintergrund der Person sind. 

Im Vergleich zum ICD-11 sind die Angaben im DSM-5 genauer, daher wird in der Forschung häufig das DSM-5 genutzt. 

Auch die Untersuchungsinstrumente, die in Deutschland und international zum Goldstandard gehören, berücksichtigen die Kriterien des DSM-5. Daher wird auch in der Diagnostik häufig nach DSM-5 kodiert und die Diagnose dann in ICD übertragen. 

 

ICD-11 online

 

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Literatur und Quellen
Die Informationen auf diesen Seiten stammen aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen
Spezialisierte Stellen
Bei Verdacht auf Autismus sollten Sie sich an eine spezialisierte Stelle wenden